16. DEGGENDORFER BAUSYMPOSIUM
NEUES AUS BAUTECHNIK,
BAURECHT UND BAUMANAGEMENT
4. Deggendorfer
Bausymposium Freitag 14. März 2003, 9.00 - 17.00 Uhr |
Pressebericht
Erfolgreiches Zusammenwirken von
Baurecht, Bautechnik und Baubetriebswirtschaft
Prof. Dr. Klaus Englert:
"Deggendorf ist ein Zentrum der Bauwissenschaften geworden"
Von Rechtsanwalt Bastian Fuchs
"Die Veranstaltung lockt nun bereits zum vierten Mal interessierte
Fachleute aus den Bereich Baurecht, Bautechnik und Baubetriebswirtschaft nach
Niederbayern. Das Bausymposium an der Fachhochschule hat sich seinen Stammplatz
erobert, nun gilt es, dieses Forum für Bauwirtschaft und Baurecht fest zu
installieren, damit es insbesondere auch den Bekanntheitsgrad der Hochschule
über die Region hinaus fördert", so Prof. Dr. Volker Wirth. Auf
Initiative zweier weiterer Professoren der Hochschule, Prof. Dr. Klaus Englert
und Prof. Dr.-Ing. Hans Bulicek, trafen sich rund 180 Techniker, Ingenieure,
Juristen und Studenten im Josef-Rädlinger-Hörsaal.
Auch in diesem Jahr war es den Initiatoren wieder gelungen, einen gelungenen
Bogen zwischen verschiedensten Themen - jedes für sich mit Bezug zum Bauwesen -
zu spannen. Nicht minder hochkarätig war auch die Liste der Referenten besetzt,
was sich insbesondere auch in dem regen Zuspruch der Teilnehmer äußerte. So
konnte Prof. Dr. Reinhard Höpfl, Präsident der FH Deggendorf, im
Josef-Rädlinger-Hörsaal eine Reihe von namhaften Vertreter der Bereiche
Technik, Recht und Betriebswirtschaft willkommen heißen. Neben Bautechnikern
und Baurechtlern war auch ein Richter des 7. Senats des Bundesgerichtshofs
eigens angereist, um zusammen mit Professoren der Hochschule den
Tagungsteilnehmer ein abwechslungsreiches und interessantes Programm anzubieten.
Initiiert wurde das Bausymposium auch in diesem Jahr wieder von zwei Professoren
der FH: Prof. Dr. Klaus Englert und Prof. Dr.-Ing. Hans Bulicek hatten sich um
die Vorbereitung des bemerkenswerten Programms der Tagung angenommen.
Den Auftakt machte in diesem Jahr Dipl.-Ing. (FH) Andreas Holzner, ein Absolvent
der Fachhochschule, der quasi als Vertreter der Studentenschaft seine
Diplomarbeit über die "Entwicklung von Schutzkonzepten für eine
hochwassergefährdete Gemeinde" vorstellte. Dieser Vortrag stellte - wie
Prof. Dr. Englert als "Moderator" anmerkte - gleichzeitig den Auftakt
für eine nunmehr geplante alljährliche Demonstration hervorragender
Studienabschlüsse dar. An den Beitrag des jungen Ingenieurs schloss sich eine
Einführung durch Dipl.-Ing. Dr. jur. Rudolf Püschel, Vermessungsdirektor am
Vermessungsamt Vilshofen und Lehrbeauftragter für Vermessung an der FH
Deggendorf, zum Thema "Die digitale Flurkarte im öffentlichen
Baurecht" an. Dr. Püschel wies dabei neben den rechtlichen
Rahmenbedingungen insbesondere auch auf die Chancen des Einsatzes der digitalen
Flurkarten für die Städte und Gemeinden im Wettbewerb um
Unternehmensansiedlungen hin - in Zeiten zurückgehender Steuereinnahmen ein
maßgeblicher Baustein des Erfolgs.
In einem weiteren Beitrag beschäftigte sich Prof. Dr.-Ing. Bernhard Bösl von
der FH Deggendorf mit dem Thema "Oberflächenwasser - Pflichten für den
kommunalen Straßenbau. Er erläuterte dabei insbesondere die rechtlichen
Grundlagen der Straßenbau- und Straßenunterhaltsverantwortlichkeiten sowie
Fragen zu etwaigen Regressansprüche gegen öffentliche Körperschaften. Im
Anschluss referierte Dr. Josef Langenecker, Lehrbeauftragter an der FH
Deggendorf zu dem bemerkenswerten Thema "Kernprobleme des Bauarbeitsrechts
2002 - 2003". Der Fachanwalt für Arbeitsrecht führte dabei insbesondere
die gesetzgeberischen Änderungen des Jahres 2002 aus, wobei neben dem Gesetz
zur Modernisierung des Schuldrechts insbesondere das Gesetz zur Erleichterung
der Bekämpfung der Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung von großer
Bedeutung war. Ergänzt wurden diese Ausführungen durch einen ersten Einblick
in die sogenannten "Hartz-Gesetze" und einen Ausblick auf die zu
erwartenden Änderungen im Bereich des Kündigungsschutzgesetzes.
Ein Höhepunkt des Symposiums war dann der Vortrag von Oberingenieur Kurt F.
Joham, der als Projektleiter und Prokurist der PORR Tunnelbau Wien AG
maßgeblich verantwortlich ist für das Bauvorhaben "Tunnel Geisberg"
der DB-Neubaustrecke Nürnberg - Ingolstadt, Baulos Süd. Er referierte zum
Thema "Die Bewältigung unvorhersehbarer Baugrundverhältnisse beim Bau des
Tunnel Geisberg - DB-Neubaustrecke Nürnberg-Ingolstadt". In seinem rund
45-minütigen Referat zog Joham das Auditorium in seinen Bann und schilderte
anhand einer eindrucksvollen Präsentation das Ausmaß der Komplikationen, und
die Probleme, die im Bauablaufgeschehen zu bewältigen waren. Insbesondere
dieser Vortrag bot schließlich reichlich Gesprächs- und Diskussionsstoff für
das gemeinsame Mittagessen in der Mensa der Fachhochschule. Interdisziplinär
tauschten Ingenieure, Betriebswirte und Juristen Erfahrungen und Meinungen aus.
Nach entsprechender Stärkung gingen die Teilnehmer dem Höhepunkt der Tagung
entgegen: Prof. Dr. Rolf Kniffka, Richter am Bundesgerichtshof und dort im 7.
Senat tätig, der sich ausschließlich mit Bausachen höchstrichterlich
beschäftigt, sprach zum Thema "Die Eckpunkte der neuesten Rechtsprechung
des Bundesgerichtshofs zum Bauvertragsrecht". Kniffka streifte dabei in
einem launig gehaltenen Vortrag die wichtigsten Aspekte der BGH-Rechtsprechung
zu Vergütungs-, Leistungsstörungs- und Gewährleistungsfragen. Er erläuterte
den Tagungsteilnehmern insbesondere das Verständnis des BGH zur Auslegung von
Leistungsverzeichnissen, auch anhand aktuellster Rechtsprechung, und führte in
den neuen Mangelbegriff des BGB in der Fassung seit dem 01.01.2002 ein. Mit einem
Hinweis auf ein (noch zu erlassendes) Urteil des BGH zur Thematik der
Zulässigkeit von Vertragsstrafenvereinbarungen schloss Kniffka den Überblick
über die aktuellste Rechtsprechung ab.
Dem juristischen schloss sich dann ein technischer Beitrag an: Prof. Dipl.-Ing.
Bernhard Peintinger von der FH Deggendorf, öffentlich bestellter und
vereidigter Sachverständiger für Grundbau und Bodenmechanik, referierte zu der
interessanten Fallgestaltung der "Sicherung der Nachbarbebauung bei
Tiefbaumaßnahmen". Er stellte dabei die verschiedenen Berührungspunkte
einer Baumaßnahme mit einem benachbarten Grundstück und die einschlägigen
Sicherungsverfahren heraus. Verbaumaßnahmen, Unterfangungen, Rückverankerungen
und schließlich die Erstellung einer Baugrube selbst waren einige der
zahlreichen Aspekte dieses sowohl technisch als auch juristisch in der Praxis
hochbrisanten und immer wieder streitbefangenen Themas.
Einen für die Baupraxis nicht minder relevanten Aspekt erörterte Prof.
Dr.-Ing. Volker Wirth, Professor für Baubetrieb an der FH Deggendorf und
Leitender Direktor der AkaBau - Akademie für Baumanagement an der FH
Deggendorf. Er stellte die wichtigsten Grundsätze des
"Nachtragsmanagements - Überlebenschance für Bauunternehmen" vor.
Dabei ging Wirth neben der Frage der Entwicklung eines Nachtrags aus der
Gegenüberstellung von Bausoll und Bauist und der Frage der kalkulatorischen
Herleitung eines Nachtrags auch auf die geeignetste psychologische
Verhandlungsführung zur Durchsetzung von Nachtragsansprüchen beim Auftraggeber
ein und bilanzierte: "Die Psychologie und die VOB senken die
Baukosten!"
Den Abschluss der Vortragsreihe bestritt Prof. Dr. Konrad Schindlbeck, Professor
für Baubetriebswirtschaft an der FH Deggendorf zu der Problematik des
"Risikomanagements in Bauunternehmen - unverzichtbare Hilfe zum dauerhaften
Erfolg". Prof. Schindlbeck ging dabei insbesondere auf die Anforderungen
des KonTraG, das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich,
ein, welches insbesondere die Vorstände börsennotierter Unternehmen zur
Einführung von sogenannten "Überwachungssystemen" zur
Risikofrüherkennung verpflichtet. Dabei sollen vor allem bestandsgefährdende
wirtschaftliche Risiken rechtzeitig erkannt, bewertet und einer entsprechenden
Lösung zugeführt werden.
In seinem Schlusswort dankte Prof. Dr. Wirth neben den Organisatoren und allen
Helfern, so insbesondere auch den Studenten und Mitgliedern des VDBau e.V., des
Vereins der Deggendorfer Bauingenieure, besonders den Besuchern des Symposiums:
"Sie alle haben heute wieder dazu beigetragen, das interdisziplinäre
Denken zwischen Technik, Recht und Betriebswirtschaft zu fördern", lobte
Wirth. "Durch ihr zahlreiches Kommen haben Sie aber auch den Rang der
Veranstaltung und den Stellenwert der Fachhochschule hervorgehoben!"
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